Polski Tango

 

Polski Tango ist zunächst einmal grammatisch falsch: Es muss eigentlich «Polskie Tango» heißen. Aber das merkt der Autor, Adam Soboczynski, natürlich später in seinem Buch selbst. Polski Tango ist ein wunderbares, schön zu lesendes, kurzes, vergnügsames und weitererzählenswertes Buch. Liebevoll baut man zwischen den mit Ironie gespickten, fast alle Klischees behandelnden Kapiteln ein ganz besonderes Verhältnis zu diesem Land und seinen Menschen auf. Wer «Generation Golf» gelesen hat, wird hier manches im übertragenen Sinne wiederfinden. Wem solche Selbsterkenntnisse und die witzige Herangehensweise an die eigenen Vorurteile gefallen, der wird an Soboczynskis Buch seine Freude haben. Man muss allerdings fast «Büchlein» sagen, denn besonders umfangreich ist es nicht. Aber ein Buch, das man gern wieder liest, das sich gut zum Verschenken eignet und bei dem man immer wieder Schmunzeln muss, wenn man es im Bücherregal entdeckt. Polski Tango ist kein tiefgründiges, nachdenklickes oder zutiefst melancholisches Werk, sondern eher eine aktuelle Bestandsaufnahme mit viel Nähe zum Leser. Sicher polarisiert es auch: Mancher findet es zu flach, zu dünn und zu sehr dem Zeitgeist folgend. Wir finden es einfach nett zu lesen und empfehlen es sehr gern. Soboczynski kann es sich erlauben, ein wenig ironisch an das Thema heranzugehen: Er ist als Kind aus Polen (Masuren) nach Deutschland ausgewandert, natürlich auf Initiative seiner Eltern. Als zwischenzeitlich in Deutschland bekannt gewordener Journalist begibt er sich in diesem Buch auf eine Reise in seine polnische Vergangenheit - im «Heute» natürlich. Dass ihm das Spaß macht, merkt man. Dass es ihn gelegentlich nachdenklich macht, manchmal auch. Von Zeit zu Zeit so nachdenklich, dass man fürchtet, er flüchtet sich nur deswegen in Witz und Ironie, um manche Gedanken nicht zu Papier bringen zu müssen. Seine Betrachtungen sind die eines eher aus deutscher Perspektive denkenden Menschen, was das Buch eben nicht zum Insider-Buch für Emigranten macht - wir denken, jeder kann die Klischees und Vorurteile nachvollziehen. So analysiert er das Putzfrauen-Syndrom und schafft hier auch den Sprung auf eine «volkswirtschaftliche Ebene», er beobachtet genau das Verhältnis von Polen und Deutschen zu ihren Autos und lässt auch das nicht immer einfache Thema Alkohol nicht aus. Aus unserer Sicht hat Sobczynski mit Polski Tango einen fast würdigen Nachfolger von Polski Blues von Janosch vorgelegt. Denn beide Bücher haben einen eindeutigen zeitgeschichtlichen Horizont, werden aber aus unserer Sicht auch in vielen Jahren noch lesenswert sein. Polski Tango kostet 17,90 Euro. Polski Tango über AmazonNeue Seite bestellen.

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