Parkstraße 15 – Die Geschichte einer Breslauer Bürgerfamilie von 1700-1945 (Rudolf Großpietsch) Rudolf Großpietsch wurde im Jahre 1922 in Breslau geboren und schildert in «Parkstraße 15» sein Leben mit einem Hintergrund aus der Ahnenforschung. Er wertet den Stammbaum seiner Familie darin aus, lässt persönliche Sichtweisen vor den Augen des Lesers passieren und bietet ergänzende Dokumente. Das Buch ist – das lässt sich unschwer bereits beim Anlesen erkennen – nicht von einem professionellen Schriftsteller verfasst. Das macht es aber keinen Deut schlechter, eher im Gegenteil: Wer sich einmal die Empfindungen, Wahrnehmungen und die Geschichte von Vertriebenen auf ganz menschlicher und individueller Ebene vor Augen führen möchte, sollte das mit insgesamt 172 Seiten nicht allzu umfangreiche Werk unbedingt lesen. Obwohl es die eine oder andere Wiederholung im Buch gibt, liest sich die Geschichte einer Kaufmannsfamilie aus Breslau sehr leicht. Sie kommt dem Leser auf eine Art nahe, die etwas vom Erzählen des Großvaters hat, einfach sympathisch. So ist auch der Schreibstil: Weniger professionalisiert und mit stilistischen Finessen, als bodenständig und normal. Die Geschichte ist sicherlich nicht untypisch für die Familiengeschichte vieler in Deutschland Lebenden: Der 2. Weltkrieg sorgt dafür, dass die Familie aus der schlesischen Heimat vertrieben wird. Die Familie des Autors dieses Buchs lebte, recht wohlhabend, in Breslau - in Schlesien. Die Stadt, wie sie von dem Verfasser als Jugendlicher wahrgenommen wurde, wird detailliert und persönlich beschrieben; man bekommt Lust, umgehend dorthin zu reisen. Auch die heutige Situation, die polnische Gastfreundschaft und die schwierige Beziehung zwischen Vertriebenen und heutigen Einwohnern werden thematisiert. Schön ist, dass der Verfasser im Gegensatz zu vielen anderen Betroffenen, die objektive Sicht auf die Dinge wahrt und auf faire Weise beispielsweise die heutigen Bewohner des elterlichen Hauses darstellt. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir an solcher Stelle von emotional gefärbten Berichten lesen, die – sicher nicht gewollt, aber dennoch verletzend – die ebenfalls von den Vertreibungen betroffenen heutigen Bewohner diffamieren. Die nebenbei erfolgende Vermittlung der Familiengeschichte des Autors ist sehr interessant und – wieder ein die Neugier weckender Aspekt – bewegt das Interesse, auch der eigenen Familienhistorie mit mehr Interesse entgegenzutreten. Für die nächste Familienfeier ein willkommener Anlass, die eigene Familiengeschichte vor dem neuen Wissens- und Erfahrungshintergrund zu diskutieren. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Generation der aus dem heutigen Polen vertriebenen Menschen in ein gehobenes Alter eintritt, ein sehr wichtiges und interessantes Dokument dieser Zeit. Das Buch eignet sich sowohl für die individuelle Information, als auch für Gruppenarbeiten. Gerade, wer ebenfalls Wurzeln in Schlesien hat, bekommt hier hilfreiche Informationen und die Sicht eines Betroffenen als Lesestoff. «Parkstrasse 15» kostet 15,50 Euro. Parkstraße 15 über Amazon bestellen.
Parkstraße 15 – Die Geschichte einer Breslauer Bürgerfamilie
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