Streichkonzert im polnischen Bahn-Regionalverkehr ist der falsche Weg / Pro Bahn e.V. empfielt den Ausbau eines leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehrs
Mit dem Winter-Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2011 in Polen wird der Fahrplan von Regionalzügen in vielen Regionen ausgedünnt. So entfällt in der Region Westpommern (Zachodniopomorskie) nach aktuellen Informationen etwa jeder vierte Regionalzug.
Selbst in touristisch wichtigen Städten werden teilweise ein Drittel der Verbindungen gestrichen. Obwohl die Straßen in Polen bereits vielfach überlastet sind und die Europäische Union Polen zu einer bahnorientierteren EU-Mittelverwendung drängt, wird mit dem Streichkonzert zum Fahrplanwechsel die Abkehr vom Ausbau des regionalen Bahnverkehrs eingeleitet.
Darüber hinaus soll der Betrieb der regionalen Bahnverkehre mit der Auflösung der Regional-Betriebsgesellschaft Przewozy Regionalne (PR) zum Ende kommenden Jahres möglicherweise noch stärker regionalisiert und fragmentiert werden.
Das Risiko: Unterschiedliche Vertriebs-, Ticket- und Preissysteme könnten zukünftig Bahnfahrten durch Polen weiter erschweren, wenn es keine übergreifenden Ticket- oder Verbundsysteme zwischen den künftigen staatlichen und privaten Betreibern mehr gibt.
In der grenznahen Oderstadt Kostrzyn (Küstrin) entfallen beispielsweise zwei Zugpaare täglich, in der bei polnischen und deutschen Touristen beliebten Stadt Kolobrzeg (Kolberg) an der Ostseeküste fallen von den zurzeit 29 Zügen zehn am Tag ersatzlos weg.
"Für einen auf Tourismus setzenden aufstrebenden Küstenort und dessen benachbarte Regionen, die ohnehin unter einer immensen Last auf den Autostraßen leiden, ist solch eine Entscheidung natürlich nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch problematisch", so Jens Hansel vom unabhängigen deutschsprachigen Informationsportal Kolberg-Cafe.de.
Die Bahnverbindung ist bereits heute für Urlauber der kompliziertere Weg der Anreise, was sich mit den Entscheidungen zum Fahrplanwechsel noch verschärft. "Generell ist es der falsche Weg, die Regionalverkehre weiter abzubauen anstatt sie endlich leistungsfähiger zu gestalten", ergänzt Andreas Schwarze,  Referent für den Osteuropaverkehr beim Fahrgastverband Pro Bahn e.V. Er sieht in diesem Zusammenhang auch gute Ansätze wie das beliebte "REGIOkarnet" (3-Tages-Karte innerhalb von 3 Monaten) oder das "Bilet Turystyczny" (Touristenkarte für ein Wochenende) gefährdet, da sich solche Tickets bei zunehmend ausgedünntem Bahnverkehr für Bahngäste immer weniger lohnen. Die Umstellungen zum Fahrplanwechsel zeigen, dass die ländlicheren Regionen zunehmend vom Bahnverkehr abgekoppelt werden.
Der Fahrgastverband Pro Bahn e.V. empfiehlt, den Regionalverkehr auf Schienen nicht weiter zu schwächen. Für eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik ist eine leistungsfähige Bahn-Infrastruktur unabdingbar. Ein besonderer Fokus sollte auf der Instandhaltung von sanierungsbedürftigen Schienenabschnitten liegen. Gerade im ländlichen Raum können viele Menschen die Bahn nicht nutzen, da keine bedarfsgerechten Angebote vorhanden sind. Diese gilt es, mittel- bis langfristig auszubauen.
Über Pro Bahn e.V.:
PRO BAHN e. V. ist ein Fahrgastverband mit dem Zweck, die Interessen von Fahrgästen des Öffentlichen Verkehrs zu vertreten. Er wurde 1981 gegründet und zählt mittlerweile bundesweit rund 5000 Mitglieder. PRO BAHN e.V. ist dem Europäischen Fahrgastverband (EPF) angeschlossen
Über Kolberg-Café:
Das Kolberg-Café ist eine Informations- und Ratgeber-Internetseite rund um den Ostsee-Urlaubsort Kołobrzeg (Kolberg) in Polen. Der beliebte Urlaubsort bietet viele Möglichkeiten, einen abwechslungsreichen Urlaub - von Strandtagen über Partynächte bis zum Wellnessurlaub - zu verbringen: Im Kolberg-Café stehen die passenden Informationen zu den Sportmöglichkeiten wie Baden, Kitesurfing oder Radtouren, sowie zur Stadtgeschichte, zu den Museen, zu den Sehenswürdigkeiten und zum Nachtleben bereit.
Kontakt:
Andreas Schwarze
Referent für Osteuropaverkehre
PRO BAHN e.V. Bundesverband
An der Bahnstrecke 5
16307 Tantow OT Schönfeld
Tel.: +49 (0)33333 / 300 97
Fax: +49 (0)2561 / 959 486-514
Funk: +49 (0)179-210 288 4 (O²)
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