Der Lucknainersee (Jez. Łuknajno) ist ein nahe dem Ort Mikołajki gelegenes Naturschutzgebiet, zu dessen Besuch wir uns heute entschlossen haben. Wir haben vor, einen ruhigen Tagesausflug daraus zu machen; ohne Auto und ohne touristischen Stress. So viel vorweg: das ist gelungen.
Wir wandern direkt im Ort los und finden auch schnell die «Schwanenstraße», die ul. Łabędzia. Der Weg dorthin führt «hinten» aus dem Ort heraus (an der Kirche und der Schule vorbei) und wird kaum von Autos befahren, auch wenn die Strecke einige Kilometer betoniert ist. Das in vielen Reiseführern beschriebene «Villenviertel», an dem man vorbeikommt, fällt überschaubar aus. Ein paar sozialistisch anmutende Gebäudekomplexe finden sich hier auch. Doch sehr schnell kommt man in eine natürliche Gegend - Feld und Wald rundherum.
Es gibt mehrere Aussichtspunkte auf den See: Eine Gaststätte und Pension befindet sich auch direkt gegenüber dem Zugang zum ersten Aussichtspunkt. Hier ist man an einer schmalen Stelle zwischen dem Lucknainer See und dem Spirdingsee (Jez. Śniardwy). Zu den Aussichtspunkten gelangt man über schmale Trampelpfade, die vom Hauptweg aus gut ausgeschildert sind. Dabei geht es immer ein paar hundert Meter in die «Wildnis» hinein, am Ende steht meist eine Art Hochsitz mit guter Aussicht.
Am ersten Aussichtspunkt verstehen wir sofort, warum der Lucknainer See auch «Schwanenparadies» genannt wird. Kein Zweifel auch mehr an der Behauptung in den Reiseführern, hier würden über 1.000 Höckerschwäne zu sehen sein. Die von weißen Farbtupfern durchsetzte blaue Seeoberfläche sieht wunderschön aus! Wir ruhen ein wenig aus und genießen den Ausblick. Dann geht es weiter; zunächst wieder ein Stück zurück auf den Hauptweg, dann nach einer Weile links ab. Hier steht zwar kein Schild, aber es kann nur links gehen, weil man sonst am See vorbeilaufen würde.
Wir wandern ungefähr eineinhalb Stunden durch einen angenehm schattigen Wald. Zwischendurch stoppen wir immer wieder kurz, um einen Blick auf den durch die Bäume schimmernden See zu erheischen. Es gibt eine Menge Insekten rund um uns, aber es ist nichts dabei, was uns wirklich stören würde.
Eine herrliche Ruhe umgibt uns. Wir begegnen auf der ganzen Wanderung nur drei anderen Menschen; vermutlich wandern nicht sehr viele Besucher so weit. Denn bis wir den Wald verlassen und in die bewirtschafteten Felder kommen, zwischen denen die Wege verlaufen, sind schon rund drei Stunden vergangen. Der Blick über die Felder auf den nun besser zu sehenden See und die wie Pfefferkörner verstreut liegenden kleinen Dörfer rundherum ist einfach schön. Ein bisschen schwer tun wir uns bei der Wahl des richtigen Feldweges, stellen jedoch fest, dass man auf fast jedem Weg zum Ziel kommt. Diese philosophische Feststellung ist zwar nicht neu, aber hier wenigstens einmal bewiesen. Unsere Festlegung, sich immer möglichst an den zum See laufenden Wegen zu orientieren, bewährt sich. Allerdings läuft man nie direkt am See, was bei einem Naturschutzgebiet ja auch normal ist. Daran sollte man sich auch halten, finden wir.
Auf der anderen Seite des Sees, sozusagen auf dem Rückweg, entdecken wir einen weiteren schönen Aussichtspunkt. Ein paar Bauernhöfe signalisieren wieder Zivilisation. Bellende Hunde signalisieren diese auch, und zwar laut - bekanntlich tun die, die bellen, ja nichts. Darauf verlassen wir uns und fahren gut damit. Nach, Pausen mitgerechnet, fast sechs Stunden kehren wir wieder in den Ort zurück und finden, dass wir uns ein Eis verdient haben. Das schmeckt nach so viel Wanderei natürlich doppelt gut und wir fühlen uns auch an diesem Abend nach dem Essen besonders erholt.
Reisebericht Lucknainer See
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