Von den - laut Reiseführer sehr schönen und ruhigen - Orten wie Chmielno, Kartuzy, Wejherowo oder Puck sehen wir nichts, weil es uns schnell nach Gdańsk zieht; wir fahren schnurstracks über die Autobahn. Außerdem meint es das Wetter auch nicht so richtig gut mit uns. Auf dem Weg halten wir an einer Raststätte neben einer Tankstelle, um etwas zu Essen. Was wir hier serviert bekommen, lässt uns sprachlos werden: So leckere Pieroggi gab es lange nicht mehr für uns - und das zum unschlagbaren Preis. Dabei vergessen wir das Ambiente neben der Lotus-Tankstelle gern.
Wir fahren unser Hotel (Villa Akme) an, nachdem wir uns ein mal wieder verfahren haben. Dort empfängt man uns sehr freundlich; unseren Wagen dürfen wir hinter dem Garagentor sicher einparken. Und Info-Material gibt es gleich in unübersehbaren Mengen. Eine gute Grundlage für einen Lese- und Planabend bei einem feinen Getränk.
Gdynia (Gdingen)
Angesichts des mittelmäßigen Wetters einigen wir uns am nächsten Morgen auf eine Fahrt nach Gdynia, wo wir auf die dort stehenden Museen bauen. Gdynia ist ein Teil der so genannten Dreistadt (Trójmiasto) Gdańsk (Danzig). Um dorthin zu gelangen, geht es per Bus (1,40 złoty eine Fahrt, 0,70 złoty ermäßigt, es gibt immer nur Dreierpacks zu kaufen) in die Stadt.
Im Hafen gibt es dann touristischen Trubel, und zwar von der netten Art: es gibt einige schöne Dinge zu sehen. Wir beginnen gleich vorn, mit dem Militärschiff «Błyskawica». Das heißt so viel wie «Blitz». Man mag kaum glauben, dass das doch nicht kleine Schiff schnell sein soll; nach einem Blick in den Maschinenraum wird der Schiffsname aber realistischer; wir glauben auch die angegebenen 40 Knoten Geschwindigkeit. Eine Besichtigung lohnt sich für jeden, der etwas für Schiffe übrig hat; allerdings ist die Ausstellung im Schiff auf Polnisch. Natürlich ist alles hinter den Vitrinen auch militärlastig, aber was will man auf einem Kriegsschiff anderes erwarten? Wir finden: der Eintrittspreis lohnt sich. Immerhin ist die «Błyskawica» heil aus dem zweiten Weltkrieg zurückgekehrt und repräsentiert einen wichtigen Teil polnischer Wehrhaftigkeit.

Ob der am Hafen servierte Fisch nun tatsächlich hier heimisch war - wer weiß. Definitiv wissen wir, dass er lecker war. Nach dieser Mittagspause machen wir uns ein paar Gedanken über das «irgendwie sozialistisch» anmutende Denkmal an der Hafenspitze. Anschließend geht es in das Ozean-Museum, das sich ebenfalls direkt an der Hafenmole befindet. Die polnische Bezeichnung verspricht Wissen zum Ozean und Akquarien zum Ansehen: «Muzeum Oceanograficzne i Akwarium Morskie». Und das Versprechen wird gehalten. Nach mehr als zwei Stunden können wir uns endlich von den schier endlosen Akquarienreihen lösen. Die «böse schauenden» Haie und Piranhas haben es uns genau so angetan wie die hübschen bunten Fische aus tropischeren Gefilden. Auch wenn es voll ist: dieses Museum macht Spaß und ist unbedingt empfehlenswert. Genau so wie übrigens das Eis, das man an der Mole kaufen kann - besonders das hochgedrehte Softeis, das «Lody kręcone»...
Bitte keine falschen Erwartungen: Gdynia ist jung, es gibt so gut wie kein historisches Gebäude. Dafür viele moderne Einkaufspassagen und Bürogebäude. Die Strände Gdynias sind auch weiter draußen. Aber Gdynia lebt, es zehrt vielleicht noch immer von dem Boom, den es um 1930 erlebte. Da nämlich stellte sich heraus, dass der Hafen von Gdańsk (Danzig) von den Danzigern gegenüber den Polen blockiert wurde. Gdańsk war damals eine freie Stadt und die Danziger wollten den wichtigen Seehafen den Polen nicht zur Verfügung stellen, obwohl sie es nach dem Versailler Vertrag hätten tun müssen. Daraufhin wurde Gdynia rasant zu einem neuen Hafen ausgebaut, der auch sofort mit großem Erfolg operierte. Durch den zweiten Weltkrieg wurde das Wachstum gebremst, weil die Nationalsozialisten Gdynia unter dem Namen «Gotenhafen» zu einem Militärstützpunkt umbauten. Am Kriegsende zerstörten die Nationalsozialisten große Teile des Hafens. Dennoch wuchs dieser bis heute wieder zu einem wichtigen polnischen Handelshafen.
Gdańsk (Danzig)
An unserem zweiten Tag nehmen wir uns, nachdem wir schon am Abend vorher einen ersten Eindruck in der Danziger Innenstadt aufgesogen haben, die «Altstadt» vor. Auch hier gibt es eine erhebliche Museumsdichte; das nicht gerade sonnige Wetter wird uns also kaum stören. Wir beschließen, uns auch nicht von der großen Masse an Touristen stören zu lassen, die völlig unbeeindruckt vom unbeständigen Wetter durch die alte Hansestadt (seit 1361) strömt.
Das nächste Ziel dieses Tages ist das «Zentrale Meeresmuseum», das «Centralne Muzeum Morskie». Das besteht aus drei Standorten, man kann einzelne Eintrittskarten oder eine Gesamtkarte kaufen. Wir entscheiden uns für das komplette Paket, was wir auch nicht bereuen. Allerdings ist danach der Tag auch so gut wie vorbei, denn die Museen sind gut und groß. Auf der «stadtabgewandten Seite» des Flusses Mottlau in einem ehemaligen Speicher für Getreide starten wir in der «Zentrale» des «Zentralen Meeresmuseums». Drei Stunden später sind wir einiges schlauer in Bezug auf die Geschichte der Schifffahrt, insbesondere der polnischen. Die Ausstellung ist wirklich aufschlussreich und spannend; schön sind die übersetzten Erklärungsblätter zum Mitnehmen durch die Ausstellung.

Weit nachdenklicher macht uns unser nächster Ausflug, auf den wir uns mit ein klein wenig Literatur vorbereiten. Wir fahren mit einem kleinen Passagierschiff auf die Westerplatte, eine kleine vorgelagerte Landzunge.

Ein anderes geschichtsträchtiges Datum, einige Jahrzehnte älter, repräsentiert die Westerplatte. Dieser Landzipfel wurde berühmt, allerdings wäre es ihm sicher lieber gewesen, es nicht zu werden: Am 1. September 1939 griff Deutschland hier ein polnisches Munitionsdepot an, und zwar vom Panzerkreuzer «Schleswig-Holstein» aus. Dieser Angriff gilt als der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im Museum und in der vor Ort käuflichen Literatur (durchaus zu empfehlen: Mirosław Gliński, «Westerplatte») wird besonders die starke Gegenwehr der gut 180 Menschen, die auf dem Munitionsdepot stationiert waren, gegenüber den militärisch übermächtigen deutschen Angreifern hervorgehoben. Die Ausstellung im Museum ist in polnischer Sprache, das Mahnmal und einen Spaziergang auf der Landzunge haben wir aber für sehr lohnenswert befunden. Auch wenn man sich von «herumstehenden Panzern» nicht so berühren lässt, ist die Besichtigung dieses Ortes ein Muss.

Ebenfalls ein Pflichtbesuch: die riesige Marienkirche (Kościół Mariacki), an der fast 160 Jahre nach dem Baubeginn im Jahre 1343 gearbeitet wurde. Eine schöne Kirche, beeindruckend durch die Ausmaße, die großen Fenster und die 30 Kapellen darin. Auf dem Rückweg zum Bahnhof sehen wir die Große Mühle, die mitten in der Stadt steht. Der deutsche Orden hatte sie 1350 erbaut und damit eine der größten Mühlen der damaligen Zeit geschaffen. Auch diese Mühle wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und präsentiert sich heute hübsch wiederhergestellt mit «modernem Innnenleben»: einem Restaurant.
Sopot (Zoppot)
Für den dritten Tag haben wir uns etwas «Nettes» überlegt: Den Badeort Sopot (Zoppot). Ein mondänes Seebad, in das man am günstigsten wieder mit den Nahverkehrszügen kommt. Wir finden, dass sich das anbietet, weil man so ohne Parkplatzsorgen fast im Zentrum des Ortes aussteigt. Kosten der Fahrt: 2,80 złoty, ohne Ermäßigung.
In der Nebensaison, etwa von Oktober bis April, ist in der Stadt erheblich weniger los. Das bedeutet einerseits mehr Ruhe, kann allerdings auch bedeuten, dass manches Café oder Museum früher schließt oder gar nicht geöffnet ist.
Infos, Tipps, Adressen
Tourismusinformation PTTKUl. Długa 45
80-803 Gdańsk
Telefon: 058 3011343
Tourismusinformation 2
Ul. Heveliusza 27
80-803 Gdańsk
Telefon: 058 3014355
www.gdansk.pl (Auch Englisch)
Anreise mit dem Auto
Gdańsk ist problemlos mit dem Auto zu erreichen. In der Stadt zahlt es sich aus, Großstadterfahrung beim Navigieren mitzubringen. Oder ein Navigationssystem mit polnischer Straßenkarte. Parkplätze sind auch kein Problem, auch bewacht lässt sich das Automobil überall gut unterbringen.
Anreise mit dem Flugzeug
Gdańsk (Danzig) bietet einen großen Flughafen, den sogar Billigfluglinien ansteuern. Der Flughafen liegt rund 15 Kilometer außerhalb, in Rębiechowo, und ist per Bus angebunden. Oder mit dem Taxi erreichbar.
Anreise mit dem Bus
Fernreisebusse steuern die Stadt regelmäßig an; Regionalbusse in der Stadt und in die Stadtteile gibt es en masse. Am besten einen Linienplan am Bahnhof besorgen, dann klappt es auch mit der Übersicht. Der Busbahnhof befindet sich direkt am (wunderschönen) Bahnhof, und zwar dahinter.
Anreise mit der Bahn
Der Bahnhof von Gdańsk ist nicht nur sehr schön, sondern auch sehr zentral. Und es ist einer der großen Bahnhöfe Polens, man kommt von hier fast überall gut hin.