Die Rolle des «Deutschen Ordens» und Konrads von Masowien

Nach dem Scheitern der Christianisierung der Preußen - die geplante Christianisierung geschah im Interesse der Piasten, die diese auch mit missionarischen Kreuzzügen erreichen wollten - bezog Fürst beziehungsweise Herzog Konrad von Masowien als alleiniger Herrscher (das Senioritätsprinzip gab es nun nicht mehr) den «Deutschen Orden» in seine taktischen Planungen ein. Selbiger war nach seiner Gründung 1190 in Akkon nach Johannitern und Templern der Dritte der großen geistlichen Ritterorden der Kreuzzugszeit und wurde zu dieser Zeit durch den «Großmeister Hermann von Salza» geleitet. Der Orden hatte seinen Hauptsitz in Venedig. Im Vertrag von Kruschwitz 1230 wurde festgelegt, dass der Orden das von ihm eroberte preußische Land erhalten sollte. So sicherte sich Fürst (auch als Herzog bezeichnet) Konrad von Masowien militärische Unterstützung. Die Umsetzung erfolgte 1234: Preußen wurde getauft, der «Deutsche Orden» zog in die neu gebaute Marienburg am Unterlauf der Weichsel. Die Marienburg ist heute eine sehr interessante Sehenswürdigkeit in Polen, mehr Informationen dazu finden Sie auf unseren Reiseziel-Seiten.

Die Unterstützung half zumindest militärisch: Der «Deutsche Orden» besiegte endgültig die Jadwinger. Strittig ist in der Interpretation, ob Konrad von Masowien den «Deutschen Orden» militärisch zur «Hilfe gerufen hat», oder ob er damit lediglich das Problem der «Heiden» in den Griff bekommen wollte. In jedem Fall gab es - bewusst oder unbewusst - im Rahmen der Einbeziehung des Ordens große politische Zugeständnisse an diesen, was später zu Konflikten zwischen Polen und dem «Deutschen Orden» führte. Konrad war davon ausgegangen, durch Einsatz des Ordens eine Beruhigung der Lage zu erreichen, er verstrickte sich aber stattdessen in Machtkonflikte mit dem «Deutschen Orden».

1343 brachte der Vertrag von Kalisż wieder etwas Ruhe in das gespannte Verhältnis zum «Deutschen Orden», weil die territorialen Ansprüche geregelt wurden.

Die Rolle der Tataren

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zogen die Tataren, Krieger aus dem Mongolischen Reich, durch Polen und zerstörten dabei Chmielnik bei Kraków (Krakau), Sandomir, Wrocław (Breslau) und Kraków (Krakau) selbst. Sie blieben allerdings nicht dort, so dass die Städte wieder neu aufgebaut werden konnten. Bei den Angriffen jedoch verloren die gemeinsam kämpfenden Deutschen und Polen sehr viele Krieger - unter anderem einen Großteil der großpolnischen und schlesischen Ritterschaft. Bis Ende des 13. Jahrhunderts plünderten die Tataren immer wieder in Polen und waren auch Besetzer des Landes.

Die Rolle der Litauer

Die Litauer erstarkten nach der Zerstörung des Kiewer Reiches und bildeten den Tataren gegenüber eine fähige Gegenwehr. Die Litauer begannen nun, Polen zu plündern und zu überfallen - insgesamt 18 Raubzüge gab es von 1246 bis 1338.

Vereinigung durch Władisław Łokietek und Kazimierz

Parallel dazu wurden Małopolska (Kleinpolen) und Wiełkopolska (Großpolen)von Władisław Łokietek vereinigt, der sich sechs Jahre danach zum Vierten König Polens krönte. Als fünfter König schaffte es sein Sohn Kazimierz, das Land in sich wieder zu einigen und administrative Bereiche zu vereinheitlichen. Er orientierte das Land wieder stärker in östliche Richtung, gab sogar Westgebiete zur Absicherung des gesamten Territoriums auf. Im Vertrag von Terntschin wurde festgelegt, und später im Vertrag von Visegrad bestätigt, dass Kazimierz auf Schlesien verzichtete. Schlesien hatte sich zuvor schon friedlich in Richtung Böhmen von Polen gelöst. Johann von Böhmen verzichtete dafür auf die polnische Krone. Wie wenig «Nationalbewusstsein» hier eine Rolle spielte, wird deutlich, wenn man die folgende Tatsache betrachtet: Auch nach dem endgültigen Verzicht Kazimierz auf Schlesien gab es noch sehr enge Verbindungen nach Polen, bei denen die Kirche eine große Rolle spielte. So blieb das Bistum Breslau zum Beispiel dem Erzbistum Gnesen untergeordnet.
Auch wenn Masowien unter Kazimierz Polen zugeschlagen wurde, lässt sich diese Ostausweitung des Landes nur als kurze Phase der Geschichte feststellen: Da die Lehnsherrschaft Kazimierz personengebunden war und die Stärke des Landes nach seinem Tod wieder abnahm, hatte Polen 1384 wieder die gleichen Ostgrenzen wie vor den Ost-Erweiterungen Kazimierz.

Aber: Unter Kazimierz prosperierte das Land, es gab wirtschaftliche Fortschritte, einen intensiven Bau von massiven Gebäuden (statt Holzhäusern) und die Gründung der Universität Kraków (Krakau) im Jahr 1364. Diese wurde 1399 durch die Frau Jagiełłos, Königin Hedwig, neu gegründet und erhielt ihren heutigen Namen «Jagiełłonische Universität».

Die Zuwanderung aus deutschen Gebieten

Die, besonders im Nationalsozialismus, als große deutsche Leistung verklärte «Ostkolonisation» bestand im Wesentlichen aus der Zuwanderung von Menschen aus deutschen Gebieten, die den Aufschwung und die Fortschrittlichkeit der Wirtschaft und Organisation stützten. Dabei wurde auch das sogenannte Magdeburger Stadtrecht in ähnlicher Form in zahlreichen polnischen Städten übernommen - weil es die Ansiedlung deutscher Arbeiter erleichterte. Dazu kommt, dass die Hinzugezogenen nicht unbedingt ein «deutsches Bewusstsein» hatten, sondern schlichtweg aus fortschrittsorientierten Motiven integriert wurden. In diesem Licht ist die so genannte «deutsche Ostkolonisation» also keine gesteuerte deutsche «weiche Invasion», sondern ganz einfach eine normale ökonomisch geleitete Migrationsbewegung. Ergänzend bleibt noch zu erwähnen, dass sich in Polen in dieser Zeit durch den Zuzug von deutschen Juden die größte jüdische Gemeinde der Welt entwickelte.

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