Bolesław als Mieszkos Nachfolger

992 übernahm Bolesław der Tapfere die Macht, nachdem Mieszko 990 starb. Er setzte sich gleich mehrfach durch: zuerst wurde er Herrscher, obwohl Mieszko mehrere Erben eingesetzt hatte. Dann schaffte er es, sich Macht und Eindruck zu verschaffen, indem er den Leichnam eines Bischofs aus Böhmen (Bischof Vojtech, auch Adalbert) kaufte, der als Märtyrer heiliggesprochen wurde und an dessen Grab sich Wunder ereignet haben sollen. Bischof Vojtech - Adalbert - wurde in Gnesen beigesetzt, und Gnesen wurde kirchliches Zentrum Polens. Bolesław gründete Bistümer und ein Erzbistum in Gnesen, einigte damit das Land und verschaffte sich außerhalb Anerkennung. Durch geschickte Heiratspolitik und erfolgreiche Kriegsführung erreichte Bolesław eine Erweiterung seines Reiches (auf das Milzener Land, die Lausitz, Meißen und Böhmen, Kiew und die Eingliederung der Tscherwenischen Burben). Er zog drei Mal gegen Heinrich II. in den Krieg und siegte mit dem Frieden von Bautzen. 1025 krönte sich Bolesław selbst zum König.

Mieszko II, Bolesławs Sohn, musste sich 1033 dem römischen Kaiser wieder unterordnen und war nicht mehr König. 1038 eroberte Böhmen Schlesien und erbeutete den Leichnam Bischof Vojtechs. Nachdem die Kirche daraufhin zunächst durch von Heiden betriebene Revolten an Bedeutung verlor, schaffte im Jahr 1050 Kasimir der Erneuerer (der Starke) die Rückeroberung und sorgte auch für eine erneute «Missionierung». Er verlegte das politische Zentrum nach Krakau. Am Ende des 11. Jahrhunderts verlor Bolesław der Kühne (Boleslaw II.) jedoch endgültig die Königseigenschaft, die auch er sich zugesprochen hatte.

Polen in Provinzen im 12. Jahrhundert

Nach dem Tode Bolesław III. im Jahr 1138 zerfiel das Land - wie auch viele Nachbaarstaaten. Es gab zahlreiche Feudalherren, die sich immer mehr von der Zentralmacht lösten und Ihr eigenes kleines Reich aufbauten. Ihre Besitze bestanden nur deshalb recht sicher, weil auch im Umfeld nur recht kleine und schwache Mächte bestanden. Ursache für die Zersplitterung: Die herrschende Zentralgewalt existierte nicht mehr, nachdem die Piastenherrscher als Entgegenkommen gegenüber den Feudalherren ein sogenanntes Senioritätsprinzip einführten. Das bedeutete, dass mit jeder Generation der Piasten der Älteste zum «Senior» wurde und das größte Stück Land bekam. Die anderen Teile wurden unter den jüngeren Piasten aufgeteilt. Ergebnis war eine größere Instabilität durch die sich immer weiter aufsplitternde Landaufteilung.

Trotz der Teilungen entwickelte sich die Wirtschaft sehr gut. Allerdings wurden, wie beschrieben, die Provinzen beziehungsweise Fürstentümer mit jeder Generation kleiner. Probleme bereiteten auch die immer wieder aufkommenden Angriffe von Prußen, Jadwingern und Litauern insbesondere in Masowien.

Nicht in zersplitterte Kleinkirchen aufgeteilt wurde dagegen die Kirche, die sich auf das kanonische (kirchliche) Recht festgelegt hatte, was bedeutet, dass sie vom Staat unabhängig Recht übte: Sie gewann nach und nach mehr eigene Rechte (steuerliche Entlastung, Immunität der Geistlichen, später auch Kassieren des Zehnten aus den Ländereien) und Einfluss. Überhaupt gab es erst im 14. Jahrhundert eine nicht-theologische Universität, woran deutlich wird, welche bedeutende Rolle die Kirche in der Geschichte Polens spielte.